Lauf!

Das Atelier habe ich gestern mal wieder leer geräumt.
Platz für Ideen schaffen oder einfach nur Raum zum Denken. Wie schnell sich allerdings dieser Raum auch mit Zweifeln füllt, mußte ich heute leider wieder schmerzlich erfahren... Also raus. Laufen. Bis zur Autobahnbrücke - da werden noch ganz andere Erinnerungen geweckt. Also schnell wieder zurück.
Zu Glück gibt mir die Natur auf dem Heimweg genügend Ruhe, so dass wieder erste Ideen aufploppen.
Stör/s/ender Kapitalismus

Endlich wieder Malen. Und dann... mittendrin funkt ein ekelhafter Gedanke dazwischen: "...ob sich DAS verkauft...?!"
Schon ist's vorbei. Aus der Schöpferei wird schnell ein fürchterliches Rumgeeiere, welches in Dauerschleife auch noch den letzten Funken Kreativität zu Brei tritt.
Schnell wird es beliebig, zerfasert vorm Auges des Künstlers zu einem langweiligen Allerweltseinerlei.
Immerhin beim Abstreifen der Farbe und im Karton für den Papiermüll finden sich die eigentlichen, aufrichtigen Aufständigen, die es wert sind aufgehoben zu werden.
Soundtrack: COMAWORLD // Coma Wong (herrlich verschwurbelter Endzeit-Jazz. Somit wird wenigstens akustisch dem Neoliberalen Gedankengut mal kräftig in die Eier gelatscht!)
Füße
Stoßwellen lassen die Woche beschwingter beginnen. Zumindest die Schmerzen wurden etwas weggedimmt. Frohnau ist schon immer ein Sehnsuchtsort von mir gewesen. Schön hier. Menschen lächeln hier noch. Ich auch ... zumindest so lange die Therapie den Stoffwechsel ankurbelt.
Zuhause wartet das Atelier. Habe es gestern aufgeräumt. Jetzt noch die Gedanken sortieren und dann kann und muß es jetzt endlich mal wieder weitergehen. Sag ich mir schon seit Wochen aber die erste Jahreshälfte hat mich doch zu sehr angefasst und so schlingert es alles noch etwas. Wird schon. Irgendwann.
Jetzt aber schnell heim. Ein paar Gedanken drücken und lassen den beschwingten Schritt noch mehr swingen.
UPDATE: Zuhause waren sie weg. Die Gedanken nicht. Wohl aber die durch sie ausgelösten Dopamine. Dann mach ich eben etwas Büro. Formulare liegen mir.
Paletten und vom Verschwinden
Bin heute hin- und hergerissen zwischen der Schönheit meiner Paletten und den neuen Werken. Ging Alles so unfaßbar schnell. "Vom Verschwinden". Der Titel drängte sich förmlich auf, als die so bekannten und geliebten Gesichter immer mehr unter den Farbschichten Deckung suchten. Fotografiere die Paletten gleich mit. Material für die nächste Schicht. Vielleicht auch nicht. Bin nicht in Redelaune. Sollen doch die Bilder reden.

I.D.::
Früher wurden die Passbilder noch mit Ösen und Nieten in die Pässe geheftet. Ein Kraftakt ... zumindest, wenn man eine gewisse Anzahl von Bildern zu bearbeiten hat.
Eigenartig, dass mich diese Form der Bildzerstörung irgendwie überhaupt nicht angeht. Nicht beeindruckt. Nun, man hat wohl das Alter, dass einem dieser Makel noch so vertraut erscheint. Ich arbeite mich mit diesem ersten Schritt langsam an das Thema ran. Mal sehen, was daraus wird. Wird bestimmt noch mal übermalt. Nein. Bestempelt. Ja, das ist besser!
Na siehst Du, ... da lächelt ja wieder einer.

Archiv // Playlist
Da liegen sie nun alle ausgebreitet vor mir auf dem Boden meines Ateliers, auf den Tischen und Stühlen ... schön anzuschauen. Manche habe ich fast vergessen - manche zu Recht.. werden gleich entsorgt. Der Bestand wandert in ordentlich beschriftete Mappen.

Playlist Juni 2019
Tortoise - TNT
Thom Yorke - ANIMA
The Stranger - Watching Dead Empires in Decay
black midi - Schlagenheim
Beak> - >>>
Von Spar - Under Pressure
KONTAKTSCHWIERIGKEITEN

Der Sommer steht mit 25° in der Tür und ich breite mich hier immer mehr aus. Nun gibt es schon zwei Ateliers. Eins für's Grobe und das Farbgemetzel (outdoor) und eins für die "saubere" Feinarbeit und das digitale Gedöns (indoor). Muss mir langsam mal Gedanken über die Lagerung machen oder besser: verkaufen. Anybody...?!
Die beiden da oben sagen übrigens, sie wären fertig. Schön. Trotzdem behalte ich sie im Auge - das bedeutet freilich, sich auch immer wieder auf die Finger zu hauen. In ihrer vollen Schönheit zeig' ich sie noch nicht... Der erste "Zweitkontakt" wurde ebenfalls schon hergestellt und wartet vorwurfsvoll auf's Schwesterchen. Mit dem wird noch mehr und weiter gefremdelt. Bald kommt auch ihre Zeit... Kontaktpflege.
AUF BILDER STARREN I
Drei Stunden, die Du nie im Leben bezahlt bekommen wirst, wenn sich hier nicht endlich bald eine Hand nach irgendeinem Werkzeug ausstreckt. Schließlich streckt sie sich, schreckt jedoch wieder zurück in die Parkposition, in der sie schon seit so langer Zeit verweilt hatte. Zu viel Respekt vor den Auswirkungen oder nur ein fehlgeleiteter - schnell korrigierter Gedanke, der sich später auch als sehr nützlich herausstellt.
Das Starren gehört einfach dazu...
Ein exquisiter Soundtrack zum einfachen oder auch komplexen Starren kommt heute übrigens von Brandt Brauer Frick, deren Album "Rest" ich hiermit wärmsten Herzens empfehlen möchte.

ERSTKONTAKT
2005 habe ich zum letzten Mal Farbe angefasst - wieder viele Jahre weggestellt, gehasst, heimlich bewundert, gefürchtet, digital nachgeahmt und immer wieder neugierig rüber geschielt.
Ich bin kein Maler! Gott bewahre (Ja?) ... aber heute: Ja. Hat Alles gepasst. Keine Ausreden. Den Anfang gewagt und sich nur Minuten später (wieder einmal) gefragt, warum nicht viel früher?
Fast wie eine einzigartige Meditation. Dieses wundervolle fremde Medium, das mir keine Fragen stellt und nichts als Zeit und Hingabe abverlangt. Bekommt es beides und gibt gleichzeitig so viel zurück. Das Abstrakte scheint mit einmal gar nicht mehr so abstrakt und der Dialog mit den ersten Werken ist sehr viel tiefer und systembedingt natürlich auch greifbarer.
UPDATE: Diese Spannung soll danach noch Tage lang anhalten und mich in noch ganz andere Winkel treiben... Gut so.

Eine wichtige Fußnote noch. Über die AirPods gab es heute Evan Caminiti auf die Ohren. Ambient/e Inspiration pur!