Ich stelle mir vor, ich hätte einen Gedanken. Diesen möchte ich mit jemandem teilen. Ich gehe zu einem guten Freund, erzähle ihm davon und bitte ihn um seine Meinung. Er erzählt mir, er habe unlängst einen ganz ähnlichen Gedanken gehabt, ihn jedoch schnell wieder verworfen, da er ihn aus diesen und jenen Gründen für Unsinn halte. Ich bedanke mich für seinen Gedanken und denke darüber nach.
Am nächsten Tag rufe ich ihn an und sage ihm, ich hätte die ganze Nacht über unser Gespräch nachgedacht und wäre zu dem Schluß gekommen, mein Gedanke wäre am Ende gar nicht so verkehrt. Lediglich eine kleine Korrektur, durch seine Worte inspiriert, wäre von Nöten und dann könne man ihn weiter verfolgen. Er freut sich, dass ich seinen Gedanken aufgenommen habe und gibt zu, dass sich mein Gedanke nun viel plausibler anhören würde und er ihm nun vorbehaltlos zustimmen könne. Wir verabreden uns freudig für ein Bier in nächster Zukunft.

Ich stelle mir vor, ich hätte einen Gedanken. Diesen möchte ich mit jemandem teilen. Ich stelle mich auf einen großen Platz, wo sich auf meine Bitte hin hunderte von Menschen zusammengefunden haben. Ich schreie diesen Gedanken über den Platz und wie zu erwarten fallen die Reaktionen auf ihn unterschiedlich aus. Es gibt Applaus, Kopfschütteln und die meisten verlassen schweigend die Zusammenkunft.
Ich entdecke zwischen all den Menschen meinen guten Freund. Angefeuert durch einige neben im stehende schreit er mich an, dass er diesen Gedanken für völlig stupide halte, er selbst habe bereits vor einer Ewigkeit mit sämtlichen Gedanken dieser Art per se abgeschlossen.
Hierauf bekommt er lauten Applaus, fast alle ausharrenden stimmen auch beinah augenblicklich in ein lautes Gegröle ein aber auch einige Wiederworte sind, freilich nur relativ kleinlaut, zu vernehmen. Laut polternd verlässt schliesslich auch mein guter Freund mit seinem neuen Gefolge den Platz. Ich versuche noch einen weiteren Gedanken zu äußern, der seinen Widerspruch sogar in Teilen berücksichtigt aber da ist dieser Platz bereits wie leergefegt und von Ferne hört man, wie jemand an anderer Stelle auf einer weiteren, riesige Versammlung zum Bier einlädt, um mit ihnen freudig eine Zukunft zu gestalten. Ich glaube fast, die Stimme eines guten Freundes zu erkennen.