Auf Kur.

Wenn handwerkliches Können und Passion auf eine schreckliche Akustik treffen, könnte es sich um ein Konzert von The Core in der "Mercedes-Benz-Arena" in Berlin handeln. Schade.
Wie sagte Gernot an diesem Abend so richtig: Ich sehe drei Gitarristen auf der Bühne. Hören tue ich keinen.
Trotzdem eine tiefe Verbeugung vor Robert Smith und seinem monumentalen Lebenswerk. Die Konzerte damals in der Deutschlandhalle in den 80ern sind auch eine Konkurrenz, die einfach nicht zu toppen sind.


Einsturz!

Zugegeben: Blixa könnte mir ein Telefonbuch vorlesen und ich würde vor Glück heulen aber auf dieses Konzert habe ich so hingefiebert, wie auf kaum ein anderes. Über die Jahrzehnte habe ich die Einstürzenden Neubauten schon viele Male live erleben dürfen. Manches Mal war es (gerade bei den früheren) schon eine "recht körperliche Erfahrung".
Dank Covid diverse Male verschoben, sollte heute nun endlich das Konzerthaus am Gendarmenmarkt dem Einsturz preisgegeben werden.
Ich wurde nicht enttäuscht, auch wenn es (zum Glück) nicht mehr ganz so brachial laut war, wie manches Event in der Vergangenheit. Dafür Pathos, Texte zum Niederknien und bei vielen Titeln - ja, auch bei den aktuellen von "Alles in Allem" - getrübte Sicht durch diverse Tränen der Rührung und Dankbarkeit. Hatte ich die anderthalbstündige Gänsehaut erwähnt?!
Das Alterswerk dieser Band, die so sehr eigentlich keine sein möchte, ist so viel mehr Kunst, so viel mehr Inspiration und so viel innovativer (und zeitgemäßer) als fast Alles, was da draußen von den Konzernen gepusht wird. Von der DIY- und Supporter-Strategie der EN will ich jetzt mal gar nicht anfangen ... dass das immer wieder meine "Distributionsstrategie" beeinflußt, brauche ich sicher nicht zu erwähnen.

ALLES IN ALLEM ein wundervoller Abend mit meiner Liebe (die "Echte", nicht EN) und meinen Freunden.


Palais Volksbühne

Palais Schaumburg am 5. April 2019 in der Berliner Volksbühne

Diese Band habe ich NIE zuvor live gesehen. Verpasst in den 80ern, jedoch so stark und innig geliebt über die Jahrzehnte, dass mir an diesem Abend echt die Pumpe geht... vor Aufregung und Freude.
Dadaistische Texte auf einer Mixtur aus PunkFunkExperimentalTrash können auch gehörig in die Hose gehen und den eigenen Mythos sowas von entzaubern - zumal die bessere Hälfte direkt neben einem sitzt und das Treiben kritischst beäugt.

Hier kommt jetzt keine Rezension. Nur soviel:
Vor der Bühne sammelte sich alsbald eine illustre Schar verschiedenster Charaktere, samt einer Ansammlung - von mir als "Ausflugsgruppe der Nervenheilanstalt Pupsbüttel" titulierten - "Tänzer", die dieses superschräge Konzert wohl zum außergewöhnlichsten Kulturerlebnis des noch jungen Jahres macht.
Auf der Bühne zeigen Herren gesetzteren Alters eine Performance, ein einziges/einzigartiges Experiment, das nicht eine Sekunde droht, ins Lächerliche zu kippen und somit lange in mir nachhallt. Resümee: Kunst! UND: Vorfreude auf einen Nachschlag.

Fußnote: ... wer Nachhören mag. PALAIS SCHAUMBURG