FEINER UNTERSCHIED
Ich habe die Schnelligkeit der Fotografie eigentlich immer geliebt. Ideen waren schnell umzusetzen und Resultate lagen schnell vor einem. Digital hat's das Ganze nochmal dramatisch beschleunigt. Dann jedoch wurde die Welt herum auch immer schneller und die (Foto-)Kunst soll da atemlos mitrennen? Das passt /mir/ nicht (mehr).

Farbe braucht Zeit - nicht nur zum Trocknen. Auch die Zeiträume vor dem Auftragen dehnen sich zuweilen ins gefühlt Unendliche aus. Korrekturen sind hinterher nur schwer zu bewerkstelligen ... jedenfalls für mich ... bin hier noch neu.
Durch die aufgewendete Zeit bekommen die Bilder zudem noch eine ganz besondere Tiefe. Sie sind nun noch viel mehr eine Aussage und schaffen auf der Fotografie nebenbei eine weitere Schicht, die sowohl verdeckt, als auch markiert... in jedem Falle aber die Tiefe auch akzentuiert.
Es ist schön zu sehen, wie "die beiden" Hand in Hand arbeiten, auch wenn sie doch unterschiedlicher selten sein könnten und ... die Zeit, die wird genutzt (s.u.).
Fussnote: "The Art Life" über David Lynch ist ein guter Film, verrät zwar weitaus weniger als einem der Trailer versprechen möchte. Trotzdem eine klare Empfehlung.
NOTw
Die Bilder erinnern mich sehr an die Formulare. Zumindest ist die ursprüngliche Idee sehr ähnlich... abstrahieren durch Farbflächen. Das Ausgangsmaterial war digital wieder schnell gemacht.
Doch dann lagen sie da. Wochen vergingen und sie warfen mir fast jeden Tag diesen leeren, fragenden Blick zu. Schon fertig?

Das mir dabei immer wieder die Formulare durch den Kopf gingen, hat mir dann letztendlich auch geholfen. Stempel passen auf Formulare ... also habe ich sie mir aus Holz geschnitzt und mit verschiedenen Acrylfarben experimentiert... Für die sechs Endresultate habe ich viel Ausschuss produziert. Hat sich gelohnt - wurde doch damit eine weitere Tür aufgemacht, denn: es geht auch ganz ohne Fotografie. Befreiend.
Fussnote: Lippenstift trocknet übrigens NICHT auf Fuji Crystal Archive DPII Papier...

...deshalb hängen sie nun da.
News Of The World || Not Of This World ... In den letzten Jahren werden Titel immer wichtiger für mich... dabei war ich bei Bildern doch ständig gegen's Lesen.
KONTAKTSCHWIERIGKEITEN

Der Sommer steht mit 25° in der Tür und ich breite mich hier immer mehr aus. Nun gibt es schon zwei Ateliers. Eins für's Grobe und das Farbgemetzel (outdoor) und eins für die "saubere" Feinarbeit und das digitale Gedöns (indoor). Muss mir langsam mal Gedanken über die Lagerung machen oder besser: verkaufen. Anybody...?!
Die beiden da oben sagen übrigens, sie wären fertig. Schön. Trotzdem behalte ich sie im Auge - das bedeutet freilich, sich auch immer wieder auf die Finger zu hauen. In ihrer vollen Schönheit zeig' ich sie noch nicht... Der erste "Zweitkontakt" wurde ebenfalls schon hergestellt und wartet vorwurfsvoll auf's Schwesterchen. Mit dem wird noch mehr und weiter gefremdelt. Bald kommt auch ihre Zeit... Kontaktpflege.
AUF BILDER STARREN I
Drei Stunden, die Du nie im Leben bezahlt bekommen wirst, wenn sich hier nicht endlich bald eine Hand nach irgendeinem Werkzeug ausstreckt. Schließlich streckt sie sich, schreckt jedoch wieder zurück in die Parkposition, in der sie schon seit so langer Zeit verweilt hatte. Zu viel Respekt vor den Auswirkungen oder nur ein fehlgeleiteter - schnell korrigierter Gedanke, der sich später auch als sehr nützlich herausstellt.
Das Starren gehört einfach dazu...
Ein exquisiter Soundtrack zum einfachen oder auch komplexen Starren kommt heute übrigens von Brandt Brauer Frick, deren Album "Rest" ich hiermit wärmsten Herzens empfehlen möchte.

ERSTKONTAKT
2005 habe ich zum letzten Mal Farbe angefasst - wieder viele Jahre weggestellt, gehasst, heimlich bewundert, gefürchtet, digital nachgeahmt und immer wieder neugierig rüber geschielt.
Ich bin kein Maler! Gott bewahre (Ja?) ... aber heute: Ja. Hat Alles gepasst. Keine Ausreden. Den Anfang gewagt und sich nur Minuten später (wieder einmal) gefragt, warum nicht viel früher?
Fast wie eine einzigartige Meditation. Dieses wundervolle fremde Medium, das mir keine Fragen stellt und nichts als Zeit und Hingabe abverlangt. Bekommt es beides und gibt gleichzeitig so viel zurück. Das Abstrakte scheint mit einmal gar nicht mehr so abstrakt und der Dialog mit den ersten Werken ist sehr viel tiefer und systembedingt natürlich auch greifbarer.
UPDATE: Diese Spannung soll danach noch Tage lang anhalten und mich in noch ganz andere Winkel treiben... Gut so.

Eine wichtige Fußnote noch. Über die AirPods gab es heute Evan Caminiti auf die Ohren. Ambient/e Inspiration pur!