FAMILIE//VARIIERT

In einer Woche, die sich zu dehnen scheint, werden Familienportraits überarbeitet. Mit Küchenutensilien, Kämmen und sonstigen kuriosen Gegenständen. Wo zum Teufel ist Großmutters Zackenschere, wenn man sie am nötigsten braucht...?! Egal. Es läuft.

Ich bekomme auch nicht aus dem Kopf, was Daniel Blochwitz unlängst bei einem Atelier-Besuch zu mir sagte: "...keine Angst vor den großen Gesten!"

Na bitte.


KOMMISSIONSWARE

Atelier im August 2019

Eine komplett versaute oder auf dem Transportweg zerstörte Auftragsarbeit von dem (ansonsten hervorragend arbeitenden) Labor WhiteWall wurde vor Jahren durch ein zweites Exemplar ersetzt und ich stand vor der Entscheidung: Zerstören oder Überarbeiten. Edition 1/1.

Ich entschied mich, ein "Schwester-Werk" mit Übermalungen anzufertigen. Ungefähr drei Jahre Anlauf und heute passte es. Drei Stunden Improvisation und ... ich will's eigentlich nicht hergeben. Muß aber.
Die Kunden sehen es zwei Wochen später und ein Blick in die glücklich-glasigen Augen lässt den Trennungsschmerz vergessen.

Jedes Ding hat seine Zeit.


KONTAKT//SCHWIERIGKEIT

Der Gedanke vom ERSTKONTAKT ist zwar unlängst scheinbar zu Ende gedacht worden aber er ist eben nicht das Ende dieser neuen Kontaktiererei.
Heute morgen fielen mir die Negativstreifen eines völlig verhunzten Filmes aus den späten 80ern in die Hände. Handschriftlich hatte ich seinerzeit auf die Archiv-Tüte das Wort "Paradies" hingekritzelt.

Den Gegenpart liefert ein ebenfalls verhunzter Abzug, der nach einer Reise nach Sri Lanka entstanden war. Zerschnitten. Geteilt. Trennbar.
"Kontaktschwierigkeiten mit dem Paradies". Ein schwerwiegendes Werk im doppelten Sinn: Erste Arbeit mit MixedMedia und Acrylplatte auf AluDibond, 82 x 90 cm. Wiegt.


SIE = DIE II

Nach einem Fehlversuch geht es am fünften Tag der SIE-Zeitrechnung ganz schnell! Selten ein so befreiendes Gefühl gehabt. Es funktioniert. Die Farbe landet auf magische Weise bei fast allen 54 Werken an der richtigen Stelle. 3 Ausreißer werden sofort vernichtet und neu bearbeitet. Materialschlacht. Befreiungsschlag, gefolgt von sprachloser Freude!

Ein guter Tag. Ein grandioser Tag!

"Sie" (2019), 2 x 27 Werke à 13x18 cm, Acryl auf Fotopapier

So schnell ist auch noch keine Serie im Katalog gelandet, obwohl mich die Reproduktionen fast einen gesamten Arbeitstag gekostet haben.


SIE = DIE

2 x 27 Portraits im klassischen 13x18-Format starren mich von den beiden Atelier-Tischen an ... 3 Tage lang. Ach was, gefühlt sind das 3 Monate und jedes Mal, wenn ich ins Atelier komme werden diese Blicke fragender.
Anfänglich hatte ich überlegt, dass jetzt ein Pinsel ins Spiel kommen müsste aber die wollen das irgendwie nicht, habe ich zumindest den Eindruck.

Am dritten Tag ist's klar. Abgestempelt wollen sie werden - also werden Werkzeuge gebaut, Schablonen geschnitten, Farben getestet und: ... und dann geht die Warterei weiter. Warten auf den richtigen Moment.

"Sie". Test.

Ganz nebenbei entsteht auch ein Diptychon. "Abgestempelt". Der Titel drängt sich auf. Natürlich ... auch irgendwie schön ... wird aber noch nicht publiziert. Auch für solche Werke wird die Zeit kommen...

"Abgestempelt/Positiv" 2019, 30x45 cm, Acryl auf Fotopapier

GRAZIE!n

Manchmal braucht's ein bisschen . Eigentlich sind die beiden Bilder lediglich Test-Objekte für ihre großen Schwestern. Diese werden kommen, wenn die Leinwände bezahlt werden können... Bis dahin tobe ich mich auf den 30x45 Zentimetern aus. Fast eine Woche habe ich getestet, bis ich endlich auf die Idee mit den Büroklammern gekommen bin. Dann noch die richtige Konsistenz für die "Pearl"-Farbe finden und ... während des Arbeitens denke ich noch so: "...sieht ja aus wie hingewichst!" ... Recht hat er. Manchmal braucht's halt echt ein bisschen...

"Grazien" (2019), Acryl auf Fuji CrystalArchive (Test)

Auf die Ohren gab's dazu übrigens "The Stranger - Watching Dead Empires in Decay"


Rothko

Rothko geht mir nicht aus dem Kopf, nachdem ich die beiden Bilder für ihre weitere Bearbeitung vorbereitet habe... man sagt, es hätte Ausstellungsbesucher gegeben, welche beim Anblick von Rothkos Werken weinen mussten. Bei G.R. in Düsseldorf musste ich seinerzeit tatsächlich auch mehrmals schlucken. Malerei kann ergreifen ... macht sie gerade. Bei mir.

Grundierung von "ZwischenZeilig M.R." I und II

Rothko muss ich weiter studieren. Jedoch nicht zu viel lesen ... nur Ballast. Sehen und begreifen. Was für ein Künstler!


a//SOCIAL_THOUGHT//s

Ich stelle mir vor, ich hätte einen Gedanken. Diesen möchte ich mit jemandem teilen. Ich gehe zu einem guten Freund, erzähle ihm davon und bitte ihn um seine Meinung. Er erzählt mir, er habe unlängst einen ganz ähnlichen Gedanken gehabt, ihn jedoch schnell wieder verworfen, da er ihn aus diesen und jenen Gründen für Unsinn halte. Ich bedanke mich für seinen Gedanken und denke darüber nach.
Am nächsten Tag rufe ich ihn an und sage ihm, ich hätte die ganze Nacht über unser Gespräch nachgedacht und wäre zu dem Schluß gekommen, mein Gedanke wäre am Ende gar nicht so verkehrt. Lediglich eine kleine Korrektur, durch seine Worte inspiriert, wäre von Nöten und dann könne man ihn weiter verfolgen. Er freut sich, dass ich seinen Gedanken aufgenommen habe und gibt zu, dass sich mein Gedanke nun viel plausibler anhören würde und er ihm nun vorbehaltlos zustimmen könne. Wir verabreden uns freudig für ein Bier in nächster Zukunft.

Ich stelle mir vor, ich hätte einen Gedanken. Diesen möchte ich mit jemandem teilen. Ich stelle mich auf einen großen Platz, wo sich auf meine Bitte hin hunderte von Menschen zusammengefunden haben. Ich schreie diesen Gedanken über den Platz und wie zu erwarten fallen die Reaktionen auf ihn unterschiedlich aus. Es gibt Applaus, Kopfschütteln und die meisten verlassen schweigend die Zusammenkunft.
Ich entdecke zwischen all den Menschen meinen guten Freund. Angefeuert durch einige neben im stehende schreit er mich an, dass er diesen Gedanken für völlig stupide halte, er selbst habe bereits vor einer Ewigkeit mit sämtlichen Gedanken dieser Art per se abgeschlossen.
Hierauf bekommt er lauten Applaus, fast alle ausharrenden stimmen auch beinah augenblicklich in ein lautes Gegröle ein aber auch einige Wiederworte sind, freilich nur relativ kleinlaut, zu vernehmen. Laut polternd verlässt schliesslich auch mein guter Freund mit seinem neuen Gefolge den Platz. Ich versuche noch einen weiteren Gedanken zu äußern, der seinen Widerspruch sogar in Teilen berücksichtigt aber da ist dieser Platz bereits wie leergefegt und von Ferne hört man, wie jemand an anderer Stelle auf einer weiteren, riesige Versammlung zum Bier einlädt, um mit ihnen freudig eine Zukunft zu gestalten. Ich glaube fast, die Stimme eines guten Freundes zu erkennen.


FEINER UNTERSCHIED

Ich habe die Schnelligkeit der Fotografie eigentlich immer geliebt. Ideen waren schnell umzusetzen und Resultate lagen schnell vor einem. Digital hat's das Ganze nochmal dramatisch beschleunigt. Dann jedoch wurde die Welt herum auch immer schneller und die (Foto-)Kunst soll da atemlos mitrennen? Das passt /mir/ nicht (mehr).

Farbe braucht Zeit - nicht nur zum Trocknen. Auch die Zeiträume vor dem Auftragen dehnen sich zuweilen ins gefühlt Unendliche aus. Korrekturen sind hinterher nur schwer zu bewerkstelligen ... jedenfalls für mich ... bin hier noch neu.

Durch die aufgewendete Zeit bekommen die Bilder zudem noch eine ganz besondere Tiefe. Sie sind nun noch viel mehr eine Aussage und schaffen auf der Fotografie nebenbei eine weitere Schicht, die sowohl verdeckt, als auch markiert... in jedem Falle aber die Tiefe auch akzentuiert.

Es ist schön zu sehen, wie "die beiden" Hand in Hand arbeiten, auch wenn sie doch unterschiedlicher selten sein könnten und ... die Zeit, die wird genutzt (s.u.).

Fussnote: "The Art Life" über David Lynch ist ein guter Film, verrät zwar weitaus weniger als einem der Trailer versprechen möchte. Trotzdem eine klare Empfehlung.


NOTw

Die Bilder erinnern mich sehr an die Formulare. Zumindest ist die ursprüngliche Idee sehr ähnlich... abstrahieren durch Farbflächen. Das Ausgangsmaterial war digital wieder schnell gemacht.
Doch dann lagen sie da. Wochen vergingen und sie warfen mir fast jeden Tag diesen leeren, fragenden Blick zu. Schon fertig?

Times und New York Times in je drei Varianten. Nur eine hat jeweils überlebt.

Das mir dabei immer wieder die Formulare durch den Kopf gingen, hat mir dann letztendlich auch geholfen. Stempel passen auf Formulare ... also habe ich sie mir aus Holz geschnitzt und mit verschiedenen Acrylfarben experimentiert... Für die sechs Endresultate habe ich viel Ausschuss produziert. Hat sich gelohnt - wurde doch damit eine weitere Tür aufgemacht, denn: es geht auch ganz ohne Fotografie. Befreiend.

Fussnote: Lippenstift trocknet übrigens NICHT auf Fuji Crystal Archive DPII Papier...

...deshalb hängen sie nun da.
News Of The World || Not Of This World ... In den letzten Jahren werden Titel immer wichtiger für mich... dabei war ich bei Bildern doch ständig gegen's Lesen.