SIE = DIE
2 x 27 Portraits im klassischen 13x18-Format starren mich von den beiden Atelier-Tischen an ... 3 Tage lang. Ach was, gefühlt sind das 3 Monate und jedes Mal, wenn ich ins Atelier komme werden diese Blicke fragender.
Anfänglich hatte ich überlegt, dass jetzt ein Pinsel ins Spiel kommen müsste aber die wollen das irgendwie nicht, habe ich zumindest den Eindruck.
Am dritten Tag ist's klar. Abgestempelt wollen sie werden - also werden Werkzeuge gebaut, Schablonen geschnitten, Farben getestet und: ... und dann geht die Warterei weiter. Warten auf den richtigen Moment.

Ganz nebenbei entsteht auch ein Diptychon. "Abgestempelt". Der Titel drängt sich auf. Natürlich ... auch irgendwie schön ... wird aber noch nicht publiziert. Auch für solche Werke wird die Zeit kommen...

Archiv // Playlist
Da liegen sie nun alle ausgebreitet vor mir auf dem Boden meines Ateliers, auf den Tischen und Stühlen ... schön anzuschauen. Manche habe ich fast vergessen - manche zu Recht.. werden gleich entsorgt. Der Bestand wandert in ordentlich beschriftete Mappen.

Playlist Juni 2019
Tortoise - TNT
Thom Yorke - ANIMA
The Stranger - Watching Dead Empires in Decay
black midi - Schlagenheim
Beak> - >>>
Von Spar - Under Pressure
Rothko
Rothko geht mir nicht aus dem Kopf, nachdem ich die beiden Bilder für ihre weitere Bearbeitung vorbereitet habe... man sagt, es hätte Ausstellungsbesucher gegeben, welche beim Anblick von Rothkos Werken weinen mussten. Bei G.R. in Düsseldorf musste ich seinerzeit tatsächlich auch mehrmals schlucken. Malerei kann ergreifen ... macht sie gerade. Bei mir.

Rothko muss ich weiter studieren. Jedoch nicht zu viel lesen ... nur Ballast. Sehen und begreifen. Was für ein Künstler!
Recherche
Es ist schon putzig, was einem manchmal Jahre später in die virtuellen Hände fällt. Fundstück diesmal: Eine kurze Rezension meiner Ausstellung mit Birgit Faust in der Fotogalerie Friedrichshain aus dem Jahr 2014.

Das der folgende Absatz mit "Glatt und wohlgefällig ist dagegen..." anfängt lässt mich jedoch jubeln und das mit den "Softies" (wovon redet er?) vergessen. Passanten, die sich im Park verschwimmen, sind zudem eine großartige Vorstellung und hat gleichzeitig auch so etwas dystopisches...

FEINER UNTERSCHIED
Ich habe die Schnelligkeit der Fotografie eigentlich immer geliebt. Ideen waren schnell umzusetzen und Resultate lagen schnell vor einem. Digital hat's das Ganze nochmal dramatisch beschleunigt. Dann jedoch wurde die Welt herum auch immer schneller und die (Foto-)Kunst soll da atemlos mitrennen? Das passt /mir/ nicht (mehr).

Farbe braucht Zeit - nicht nur zum Trocknen. Auch die Zeiträume vor dem Auftragen dehnen sich zuweilen ins gefühlt Unendliche aus. Korrekturen sind hinterher nur schwer zu bewerkstelligen ... jedenfalls für mich ... bin hier noch neu.
Durch die aufgewendete Zeit bekommen die Bilder zudem noch eine ganz besondere Tiefe. Sie sind nun noch viel mehr eine Aussage und schaffen auf der Fotografie nebenbei eine weitere Schicht, die sowohl verdeckt, als auch markiert... in jedem Falle aber die Tiefe auch akzentuiert.
Es ist schön zu sehen, wie "die beiden" Hand in Hand arbeiten, auch wenn sie doch unterschiedlicher selten sein könnten und ... die Zeit, die wird genutzt (s.u.).
Fussnote: "The Art Life" über David Lynch ist ein guter Film, verrät zwar weitaus weniger als einem der Trailer versprechen möchte. Trotzdem eine klare Empfehlung.
AUF BILDER STARREN I
Drei Stunden, die Du nie im Leben bezahlt bekommen wirst, wenn sich hier nicht endlich bald eine Hand nach irgendeinem Werkzeug ausstreckt. Schließlich streckt sie sich, schreckt jedoch wieder zurück in die Parkposition, in der sie schon seit so langer Zeit verweilt hatte. Zu viel Respekt vor den Auswirkungen oder nur ein fehlgeleiteter - schnell korrigierter Gedanke, der sich später auch als sehr nützlich herausstellt.
Das Starren gehört einfach dazu...
Ein exquisiter Soundtrack zum einfachen oder auch komplexen Starren kommt heute übrigens von Brandt Brauer Frick, deren Album "Rest" ich hiermit wärmsten Herzens empfehlen möchte.
