SIE = DIE II

Nach einem Fehlversuch geht es am fünften Tag der SIE-Zeitrechnung ganz schnell! Selten ein so befreiendes Gefühl gehabt. Es funktioniert. Die Farbe landet auf magische Weise bei fast allen 54 Werken an der richtigen Stelle. 3 Ausreißer werden sofort vernichtet und neu bearbeitet. Materialschlacht. Befreiungsschlag, gefolgt von sprachloser Freude!

Ein guter Tag. Ein grandioser Tag!

"Sie" (2019), 2 x 27 Werke à 13x18 cm, Acryl auf Fotopapier

So schnell ist auch noch keine Serie im Katalog gelandet, obwohl mich die Reproduktionen fast einen gesamten Arbeitstag gekostet haben.


SIE = DIE

2 x 27 Portraits im klassischen 13x18-Format starren mich von den beiden Atelier-Tischen an ... 3 Tage lang. Ach was, gefühlt sind das 3 Monate und jedes Mal, wenn ich ins Atelier komme werden diese Blicke fragender.
Anfänglich hatte ich überlegt, dass jetzt ein Pinsel ins Spiel kommen müsste aber die wollen das irgendwie nicht, habe ich zumindest den Eindruck.

Am dritten Tag ist's klar. Abgestempelt wollen sie werden - also werden Werkzeuge gebaut, Schablonen geschnitten, Farben getestet und: ... und dann geht die Warterei weiter. Warten auf den richtigen Moment.

"Sie". Test.

Ganz nebenbei entsteht auch ein Diptychon. "Abgestempelt". Der Titel drängt sich auf. Natürlich ... auch irgendwie schön ... wird aber noch nicht publiziert. Auch für solche Werke wird die Zeit kommen...

"Abgestempelt/Positiv" 2019, 30x45 cm, Acryl auf Fotopapier

... Kontakt!

Unfassbarer Tag. Kontakt! Das erste Werk ohne Fotografie. 3 Tage langer Anlauf. Knapp eine Stunde Hyperventilation und dann war es innerhalb einer guten Stunde fertig.

Diese "Drucktechnik" gefällt mir immer besser, gibt auch so viele Varianten.

Das "Schwesterstück" ringt noch mit seinem Namen... "Kontaktschwierigkeiten + ... ". Mal sehen. Titel werden tatsächlich immer wichtiger. Warum eigentlich...? In jedem Fall muss es noch ein paar Tage überstehen. Schwer ist es - AluDibond + Plexiglas. Wird ein Spaß, das mal zu hängen...


a.Gnosis

Vor mehr als 9 Jahren sind die "Originale" aus langzeitbelichteten Selbstportraits entstanden. Vor 8 Jahren kamen dann die Prints ...nach behutsamer Bearbeitung.
Dann lagerten sie im Archiv. Anfang Februar diesen Jahres fielen sie mir wieder in die Hände. Dann dauerte es nochmal vier Monate, bis ich mich rangetraut habe.

"A.Gnosis I" (2019) 18x18 cm Acryl auf C-Print

Drei Werke haben es geschafft.
Die Schwester-Serie "A.Gnostic" ist ebenfalls im Werden. Dann mit Portraits von Bridget, die 2010 wenige Tage später aufgenommen wurden. Ich bin gespannt.


Recherche

Es ist schon putzig, was einem manchmal Jahre später in die virtuellen Hände fällt. Fundstück diesmal: Eine kurze Rezension meiner Ausstellung mit Birgit Faust in der Fotogalerie Friedrichshain aus dem Jahr 2014.

Artikel im Brennpunkt 4/2014

Das der folgende Absatz mit "Glatt und wohlgefällig ist dagegen..." anfängt lässt mich jedoch jubeln und das mit den "Softies" (wovon redet er?) vergessen. Passanten, die sich im Park verschwimmen, sind zudem eine großartige Vorstellung und hat gleichzeitig auch so etwas dystopisches...

aus dem Gästebuch zur Ausstellung 2014

FEINER UNTERSCHIED

Ich habe die Schnelligkeit der Fotografie eigentlich immer geliebt. Ideen waren schnell umzusetzen und Resultate lagen schnell vor einem. Digital hat's das Ganze nochmal dramatisch beschleunigt. Dann jedoch wurde die Welt herum auch immer schneller und die (Foto-)Kunst soll da atemlos mitrennen? Das passt /mir/ nicht (mehr).

Farbe braucht Zeit - nicht nur zum Trocknen. Auch die Zeiträume vor dem Auftragen dehnen sich zuweilen ins gefühlt Unendliche aus. Korrekturen sind hinterher nur schwer zu bewerkstelligen ... jedenfalls für mich ... bin hier noch neu.

Durch die aufgewendete Zeit bekommen die Bilder zudem noch eine ganz besondere Tiefe. Sie sind nun noch viel mehr eine Aussage und schaffen auf der Fotografie nebenbei eine weitere Schicht, die sowohl verdeckt, als auch markiert... in jedem Falle aber die Tiefe auch akzentuiert.

Es ist schön zu sehen, wie "die beiden" Hand in Hand arbeiten, auch wenn sie doch unterschiedlicher selten sein könnten und ... die Zeit, die wird genutzt (s.u.).

Fussnote: "The Art Life" über David Lynch ist ein guter Film, verrät zwar weitaus weniger als einem der Trailer versprechen möchte. Trotzdem eine klare Empfehlung.


NOTw

Die Bilder erinnern mich sehr an die Formulare. Zumindest ist die ursprüngliche Idee sehr ähnlich... abstrahieren durch Farbflächen. Das Ausgangsmaterial war digital wieder schnell gemacht.
Doch dann lagen sie da. Wochen vergingen und sie warfen mir fast jeden Tag diesen leeren, fragenden Blick zu. Schon fertig?

Times und New York Times in je drei Varianten. Nur eine hat jeweils überlebt.

Das mir dabei immer wieder die Formulare durch den Kopf gingen, hat mir dann letztendlich auch geholfen. Stempel passen auf Formulare ... also habe ich sie mir aus Holz geschnitzt und mit verschiedenen Acrylfarben experimentiert... Für die sechs Endresultate habe ich viel Ausschuss produziert. Hat sich gelohnt - wurde doch damit eine weitere Tür aufgemacht, denn: es geht auch ganz ohne Fotografie. Befreiend.

Fussnote: Lippenstift trocknet übrigens NICHT auf Fuji Crystal Archive DPII Papier...

...deshalb hängen sie nun da.
News Of The World || Not Of This World ... In den letzten Jahren werden Titel immer wichtiger für mich... dabei war ich bei Bildern doch ständig gegen's Lesen.


KONTAKTSCHWIERIGKEITEN

Erste Arbeiten auf Leinwand

Der Sommer steht mit 25° in der Tür und ich breite mich hier immer mehr aus. Nun gibt es schon zwei Ateliers. Eins für's Grobe und das Farbgemetzel (outdoor) und eins für die "saubere" Feinarbeit und das digitale Gedöns (indoor). Muss mir langsam mal Gedanken über die Lagerung machen oder besser: verkaufen. Anybody...?!

Die beiden da oben sagen übrigens, sie wären fertig. Schön. Trotzdem behalte ich sie im Auge - das bedeutet freilich, sich auch immer wieder auf die Finger zu hauen. In ihrer vollen Schönheit zeig' ich sie noch nicht... Der erste "Zweitkontakt" wurde ebenfalls schon hergestellt und wartet vorwurfsvoll auf's Schwesterchen. Mit dem wird noch mehr und weiter gefremdelt. Bald kommt auch ihre Zeit... Kontaktpflege.


AUF BILDER STARREN I

Drei Stunden, die Du nie im Leben bezahlt bekommen wirst, wenn sich hier nicht endlich bald eine Hand nach irgendeinem Werkzeug ausstreckt. Schließlich streckt sie sich, schreckt jedoch wieder zurück in die Parkposition, in der sie schon seit so langer Zeit verweilt hatte. Zu viel Respekt vor den Auswirkungen oder nur ein fehlgeleiteter - schnell korrigierter Gedanke, der sich später auch als sehr nützlich herausstellt.
Das Starren gehört einfach dazu...

Ein exquisiter Soundtrack zum einfachen oder auch komplexen Starren kommt heute übrigens von Brandt Brauer Frick, deren Album "Rest" ich hiermit wärmsten Herzens empfehlen möchte.


Palais Volksbühne

Palais Schaumburg am 5. April 2019 in der Berliner Volksbühne

Diese Band habe ich NIE zuvor live gesehen. Verpasst in den 80ern, jedoch so stark und innig geliebt über die Jahrzehnte, dass mir an diesem Abend echt die Pumpe geht... vor Aufregung und Freude.
Dadaistische Texte auf einer Mixtur aus PunkFunkExperimentalTrash können auch gehörig in die Hose gehen und den eigenen Mythos sowas von entzaubern - zumal die bessere Hälfte direkt neben einem sitzt und das Treiben kritischst beäugt.

Hier kommt jetzt keine Rezension. Nur soviel:
Vor der Bühne sammelte sich alsbald eine illustre Schar verschiedenster Charaktere, samt einer Ansammlung - von mir als "Ausflugsgruppe der Nervenheilanstalt Pupsbüttel" titulierten - "Tänzer", die dieses superschräge Konzert wohl zum außergewöhnlichsten Kulturerlebnis des noch jungen Jahres macht.
Auf der Bühne zeigen Herren gesetzteren Alters eine Performance, ein einziges/einzigartiges Experiment, das nicht eine Sekunde droht, ins Lächerliche zu kippen und somit lange in mir nachhallt. Resümee: Kunst! UND: Vorfreude auf einen Nachschlag.

Fußnote: ... wer Nachhören mag. PALAIS SCHAUMBURG